Giorgio Parolini verbindet italienische und deutsche Komponisten
1 August 2017
Gräfenhainer Konzert hinterlässt prächtige Eindrücke und offenbart musikalische Verwandschaftsgrade der Thüringer Georg Böhm und Johann Sebastian Bach.
Nach einem rein deutschen Programm bei seinem letzten Auftritt vor zwei Jahren hatte der Mailäander Organist Giorgio Parolini diese Mal Musik italienischer Komponisten auf unterschiedliche Weise nach Gräfenhain in die Dreifaltigkeitskirche mitgebracht.
Den Anfang bildeten dabei drei Werke von Girolamo Frescobaldi (1583-1643), die der Organist in hellen Registern, wie von Sonnenstrahlen durchsetz, intonierte. Einer kräftig angespielten „Toccata quinta“ ließ er aus der Sammlung „Fiori musicali“ („Musikalische Blumen“) mit einer Toccata und einer Canzone zwei kleinere Orgelstücke zu Messteilen aus der „Missa degli Apostoli“ („Messe der Apostel“) folgen.
„Deutsche Erdverbundenheit“ kam dann in einer Passacaglia d-Moll von Dietrich Buxtehude (1637-1707) zum Ausdruck. In Buxtehudes Choralvorspiele „Ein feste Burg ist unser Gott“ wurde die Melodie in der Komposition durch fast durchgängige Verzierungen gleichsam versteckt. Farbenreiche Register hatte Parolini dazu ausgesucht und so einen prächtigen Eindruck hinterlassen.
Über die Verbindung des Thüringers Georg Böhm (1661-1733), der sich in Lüneburg niedergelassen hatte, zu Johann Sebastian Bach (1685-1750) und seine Einflüsse auf ihn aus der Zeit Bachs in Lüneburg kann viel spekuliert werden. Doch nach dem Hören der Böhmschen Partita „Freu dich sehr, o meine Seele“ kamen in der Verarbeitung des Chorals und der unterlegten Begleitung durch das konsequente Spiel Parolinis unwillkürlich Anklänge an Bachs „Jesu bleibet meine Freude“ zum Vorschein.
Für den letzten Konzertteil hatte der Organist drei Werke Bachs ausgewählt, wobei er zunächst im „Allabreve“ D-Dur BWV 589 die Orgel volltönig erklingen ließ. In der kunstvoll angelegten Fuge h-moll BWV 579 verarbeitete Bach ein Thema des Italieners Arcangelo Corelli (1653-1713), wieder vom Organisten auf feinsinnige Weise dargeboten. Den krönenden Abschluss bildeten Präludium und Fuge c-Moll BWV 546, wo schon im ersten Teil die Klangmöglichkeiten der Thielemann-Orgel voll ausgeschöpft wurden. Und wie in einen Klangrausch spielte sich Parolini bei der folgenden Fuge, die er in einem majestätischen, strahlenden C-Dur Akkord enden ließ.
Für den Beifall bedankte sich der Gast mit einem Ausschnitt aus einer weiteren Transkriptions Bachs, der Bearbeitung eines Konzertes d-Moll von Antonio Vivaldi (1678-1741) als BWV 596. Diese gesangliche, emotionale Melodie bildete den Abschluss einer rundum gelungenen Orgelstunde.
Horst Gröner, (“Thüringische Landeszeitung”, 01/08/2017)